Biographische Daten zu Leben und Werk Hans Peter Feddersens
Dieser Text von Hans-Jürgen Stubbe erschien im Jahre 1979 im Katalog der Ausstellung "Hans Peter Feddersen, ein Maler in Schleswig-Hostein" in der Kunsthalle zu Kiel. Als Anhang zur Biographie enthält der Ausstellungskatalog auch folgende Informationen: (A) Maler aus der Düsseldorfer Zeit, zu denen Hans Peter Feddersen Kontakt hatte, (B) Maler aus der Weimarer Zeit, zu denen Hans Peter Feddersen Kontakt hatte, (C) Maler-Freunde der späteren Jahre, und ein Verzeichnis der Schriften und Aufsätze über Hans Peter Feddersen.
- 1848 am 29. Mai wird Hans Peter Feddersen (HPF) in Westerschnatebüll als 6. und jüngstes Kind des 60jährigen Porträtzeichners Hans Peter Feddersen (d. Ält.) und der 41jährigen Ehefrau Maria geb. Bahnsen aus Almdorf (Husum) geboren. Hans Peter Feddersen der Ält., der eigentlich Landwirt war, und in Westerschnatebüll lebte, zeichnete von 1815 bis 1856 die erstaunliche Anzahl von 5716 Porträtminiaturen, als Soldat auf der Insel Falster von 1810 bis 1815 noch ungefähr 100. (vgl.: Friedrich. v. Khaynach: H.P. Feddersen, Zeitschrift f. bild. Kunst, Oktoberheft 1909).
Hans Peter Feddersen als Weimarer Kunstschüler für ein Kostümfest ausstaffiert (um 1874). Auf der Rückseite des Fotos von der Hand des Malers an seine spätere Frau Margarethe gerichtet: "Seinem lieben Schatz / sendet dieses Ihr / vagabundierender / Landsknecht und Gänsedieb / Hans Peter."
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- 1860 am 23. September stirbt der Vater im Alter von 72 Jahren in Westerschnatebüll. Bald nach seinem Tod wird HPF bei Verwandten untergebracht, weil seine Mutter zur Tochter Lucie Charlotte (geb. 4.5.1834, verh. mit Forstrat Feddersen - nicht verwandt) verzog, die zunächst in Johannisburg (Ostpreussen), später in Marienwerder lebte. Dies war der Anlaß für die späteren zahlreichen Studienreisen HPF's nach Ostpreussen, an die masurischen Seen und nach Warschau.
- 1864 HPF erlernt bis 1866 das Malerhandwerk bei Meister Sutor in Niebüll. Seine Mutter zahlt eine "ansehnliche Summe", damit sich die Lehrzeit des Sohnes von vier auf zwei Jahre verkürzt.
- 1866 am 2. Oktober Eintritt in die Erste Elementarklasse der Düsseldorfer Akademie. Erster Lehrer wird Professor Andreas Müller (1811 - 1890), der als Schüler von Wilhelm von Schadow das religiöse Genre vertrat (u.a. Fresken der Apollinariskirche in Remagen).
- 1867 erste Kopie nach einer romantischen Landschaft von Johann Wilhelm Schirmer; bald danach weitere Kopien nach Andreas und Oswald Achenbach. Gedächtnisstudie nach einem Gemälde von Karl Friedrich Lessing.
- 1868 ab 1. Februar zeichnet HPF im Antikensaal der Düsseldorfer Akademie, ab 1. Oktober malt er in der Landschaftsklasse Oswald Achenbachs (1827 - 1905). HPF wird Meisterschüler Oswald Achenbachs.
- 1869 Oswald Achenbach, der oft auf Reisen war, wird durch seinen Schüler Theodor Hagen (1842 - 1919) in der Landschaftsklasse vertreten. Studienreisen nach Sylt, nach Schleswig, in den Harz und nach Masuren.
- 1870 HPF mit Malerfreund Johannes Wortmann auf Rügen: Stubbenkammer, Mönchgut, Sassnitz.
- 1871 HPF geht mit Theodor Hagen und anderen z.B. v. Schennis auf die Kunstschule in Weimar. Bekanntschaft, später Freundschaft mit dem Direktor der Malerschule, Stanislaus Graf von Kalckreuth und seiner Familie. Als Stanislaus Graf von Kalckreuth im Dezember 1875 seinen Abschied von der Weimarer Schule nahm, wurde der malende Sohn, Leopold von Kalckreuth, HPF anvertraut; Leopold von Kalckreuth und HP bewohnten 1876 eine gemeinsame Wohnung.
- 1872 am 25. Januar werden zum ersten mal zwei Gemälde HPF's in der Weimarer Schulausstellung gezeigt: "Strand auf Rügen" und "Wald in Ostpreussen"; am 14. März am gleichen Ort drei Winterlandschaften, dazu "Hünengrab auf Rügen". Es werden in der Weimarer Kunstschule am 19. März und 13. Dezember zwei Gemälde HPF's ausgestellt; in der Akademie-Ausstellung Dresden wird ein Gemälde HPF's gezeigt.
- 1873 Aufenthalt in Warschau. Auf der Wiener Weltausstellung sind die Landschaftmaler der Weimarer Schule vertreten durch Stanislaus Graf von Kalckreuth, Theodor Hagen, Carl Buchholz, Freiherr von Schlicht und durch HPF; beteiligt an den drei Ausstellungen der Weimarer Kunstschule.
- 1874 beteiligt an zwei Ausstellungen der Weimarer Kunstschule, in der Akademie-Ausstellung Berlin mit zwei Gemälden vertreten.
- 1875 Kontakte zum Kunstschullehrer Albert Brendel (1872 - 1895). Brendel war neben Th. Hagen der Lehrer, der Werke der Maler von Barbizon in Weimar bekannt machte. Auch der Maler und Lehrer Ferdinand Schauss (1832 - 1916), der in Weimar von 1874 - 1876 lehrte, war in Barbizon gewesen (1861). HPF besitzt in seinem Wohnzimmer 64 Bilder zumeist von Weimarer Malern, doch auch einen Druck von dem Barbizon-Maler Theodor Rousseau.
Ernst Henseler: Bildnis Hans Peter Feddersen. 1876.
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- 1876 im August besucht HPF zusammen mit Freund Leopold von Kalckreuth den Kleiseerkoog in Nordfriesland und den Hof Gottesberg seiner späteren Schwiegereltern; - dort entstehen Malstudien; am 12. Januar nimmt der Grossherzog von Weimar den Rücktritt von Stanislaus Graf von Kalckreuth als Direktor der Weimarer Kunstschule an. Albert Baur und Ferdinand Schauss reichen ebenfalls ihre Entlassung ein. HPF beteiligt an der Ausstellung der Weimarer Kunstschule mit zwei Gemälden. Je ein Gemälde wird in Berlin, in Dresden und im Glaspalast in München ausgestellt. Ernst Henseler (1852 - 1940), von 1871 - 1877 Schüler in Weimar bei Gussow, Baur, Albert, Brendel an der Weimarer Kunstschule, malt das Porträt von HPF.
- 1877 Italienreise. - HPF trifft in Rom den Maler Carl Wünnenberg wieder und macht Bekanntschaft mit dem Bildhauer Moses Jacob Ezekiel (1849 - 1927). Ezekiel modelliert ein Relief von HPF, das später an der Aussenwand des Atelierhauses im Kleiseerkoog eingelassen wird; Studien in Verona, Venedig, Rom, Campagna, Ghetto Rom, Tivoli und Capri. In Berlin wird HPF's Gemälde "Kuhweide in Nordfriesland" ausgestellt.
- 1877/78 Christian Rohlfs schenkt HPF das Bild "Stilleben mit Büste und Gitarre".
- 1878 Mitte Juli Übersiedlung nach Bad Kreuznach auf Bitten von Stanislaus Graf v. Kalckreuth, der dort seit 1876 wohnte. Wohnort der Bildhauerfamilie Cauer. HPF wird in Kreuznach Nachfolger des Malers Carl von Schlicht als Zeichenlehrer am Gymnasium. In Berlin werden HPF's Gemälde "Römische Campagna" und "Friesische Bauernstube" ausgestellt.
- 1879 gegen Ostern Heirat mit Margarethe Hansen vom Hof Gottesberg im Kleiseerkoog b. Niebüll. Das erste Kind, Hermann, wird in Kreuznach geboren. Im Breslauer Museum wird ein Gemälde HPF's "Polnische Pferdeherde" ausgestellt; in der Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast: "Pferdeherde aus Russisch-Polen" .
Moses Jacob Ezekiel: Bildnisrelief Hans Peter Feddersen. 1877
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- 1880 im Februar übersiedelt HPF von Bad Kreuznach nach Düsseldorf. Dort versterben von vier Kindern im Kindesalter zwei Söhne und eine Tochter. Nur die Tochter Marianne (1883 - 1915) blieb am Leben. Sie wird 1905 den Bildhauer Gregor von Bochmann d. Jüng. heiraten. HPF malt Motive von der Rheinebene bei Nieder- und Oberkassel, Motive von Ürdingen, Zons und Benrath. In Düsseldorf wird das Gemälde "Ghetto Rom" ausgestellt, in Berlin "Abseits".
- 1882 beteiligt mit drei Gemälden an der Akademieausstellung Dresden: "Herbstlandschaft mit Staffage", "Herbst landschaft mit Ruine" und dem Genrebild "Der Alten Hoffnung".
- 1883 beteiligt an der Ausstellung im Münchener Glaspalast mit zwei Gemälden: "Mittagsschläfer in der Tenne" (zusammen mit Garl Jutz gemalt) und "In einem römischen Park".
- 1884 reist nach Holland. Aufenthalte in Dordrecht und Scheveningen. Beteiligt mit zwei Gemälden an der Akademieausstellung Dresden: "Rast polnischer Landsleute" und "Opferstätte der alten Germanen".
- 1885 Mitte Februar übersiedelt HPF mit seiner Familie endgültig in den Kleiseerkoog und bewohnt dort den "Feddersen-Hof" bis zu seinem Lebensende. [Anmerkung : Dieser Hof wurde 1856 von den Eltern der Margarethe Hansen gebaut, die vorher auf dem Hof Gottesberg wohnten. Margarethe war damals zwei Jahre alt. Später erbte Margarethe diesen Hof, der dann auch "Weljtofrese" (d.h. Wohlzufrieden) genannt wurde. – G.v. B.]
- 1887 Geburt der Tochtet Gertrud.
- 1888 die Dresdner Galerie kauft das Gemälde "Herbstlandschaft Nordfriesland"; im Sommer Aufenthalt in Dachau, wo er die Maler Leopold und Marie von Kalckreuth, Uhde, Hölzel, Höcker und Granach trifft.
- 1889 Geburt der Tochter Idalotte.
- 1890 im Herbst besucht Leopold Graf von Kalckreuth HPF auf seinem Hof im Kleiseerkoog und malt dort das Bild "Onkel Andres" (heute: Hamburger Kunsthalle). Geburt der Tochter Eva.
- 1891 im Herbst kurzer Besuch der Insel Vilm vor Rügen; dort trifft HPF den Maler Paul Flickel (1852 - 1903); im Oktober: beteiligt an der Jubiläumsausstellung des Verbandes bildender Künstler in Berlin; HPF ist dort als Angehöriger der Weimarer Maler vertreten.
- 1894 Tod des Malers und ehemaligen Weimarer Schuldirektors Stanislaus Graf von Kalckreuth in München, dem HPF in treuer Freundschaft verbunden war.
- 1898 im Kunstsalon Wolffram in Dresden werden von HPF 45 Bilder ausgestellt, darunter "Mein Wohnhaus", "Sommertag", "Novembertag", "Tondern im Mittagsschlaf", "Überreste des Dorfes Pogge"; mit ihm zusammen werden Werke des belgischen Malers Viktor Gilsoul gezeigt. .
- 1899 bei der in Weimar ausgeschriebenen Konkurrenz für Landschaftsmalerei erhält HPF zusammen mit Albert Brendel je einen Preis. Weitere Preise gehen an die Maler Lambrecht, Olbricht und Drewing; bis 1902 alljährlich Studienaufenthalte auf den dänischen Inseln Fanö und Romö.
- 1902 beteiligt mit drei Gemälden an der Ausstellung im Münchner Glaspalast: "Grauer Wintertag", "Wintersonne" und "Blanker Hans"; bis 1904 reist HPF alljährlich nach Thüringen (Eisenach).
Hans Peter Feddersen mit seiner ersten Frau Margarethe im Atelier (1903)
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- 1904 auf der Internationalen Kunstausstellung in Düsseldorf werden die Gemälde "Winter in Nordfriesland" und "Stiller Herbsttag" ausgestellt. Zum 25jährigen Bestehen der Kunsthalle Düsseldorf das Gemälde "Weichsellager- Zigeunerlager" aus dem Besitz des Jagdmalers Christian Kröner.
- 1905 Juni, beteiligt an der Nordwestdeutschen Kunstausstellung in Oldenburg / in Oldenburg; HPF erhält die Gold-Medaille für das Gemälde "Winter in Nordfriesland", Fritz Overbeck erhält sie für sein Gemälde "Im Mai"; in Dessau werden zwölf Gemälde von HPF ausgestellt, unter anderem "Feuchter Herbsttag" und "Porträt Marianne".
- 1906 auf der Jahrhundertausstellung in Berlin ist HPF mit vier Gemälden vertreten. Hugo von Tschudi, der Direktor der National-Galerie Berlin fragt an, ob HPF das auf der Jahrhundertausstellung befindliche Bild "Lister Dünen" an die National-Galerie verkaufen will - HPF stimmt zu. Einzelausstellung im Städtischen Museum Flensburg.
- 1908 am 13. März stirbt die Frau des Malers Margarethe Feddersen geb. Hansen - HPF ist auf der Kölner Kunstausstellung bei Schulte mit dreizehn Gemälden vertreten.
- 1909 heiratet am 29. August Sophie Lorenzen (geb. 1868); stellt zusammen mit dem belgischen Maler Braekeleer bei Mathilde Rabl in Berlin aus (24 Gemälde).
- 1910 Besuch der Maler Fedor Encke und Franz Hoffmann-Fallersleben im Kleiseerkoog. Alexander Eckner und Otto H. Engel finden sich ein; sie werden zu ständigen Besuchern des Ateliers auf dem Feddersen-Hof. Ernennung zum Professor.
- 1911 und 1912 Reisen in den Taunus, wo eine Reihe von Landschaften entstehen.
- 1912 im April besucht Gustav Schiefler mit seiner Tochter Louise HPF im Kleiseerkoog.
Hans Peter Feddersen an der Staffelei (um 1930)
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- 1925 im August besucht Leopold Graf von Kalckreuth den Kleiseerkoog. Er schreibt über diese Wiederbegegnung: "... ja, eben der alte Feddersen, der Jugendfreund, wurde wieder zu einer Entdeckung, so sehr hatte man sich aus dem Gesichtskreis verloren. Lag der Kleiseerkoog auch nicht gerade in nächster Nähe, sprach man sich auch nur selten, so kehrte man doch immer gern zurück zu den Lieben der Kindheit"; im September Maler Ludwig Dettmann im Kleiseerkoog.
- 1926 im August Professor Arthur Haseloff und Dr. Lilli Martius von der Kunsthalle zu Kiel besuchen HPF.
- 1928 Einzelausstellung in der Kunsthalle zu Kiel (November/Dezember).
Alexander Eckener: Bildniszeichnung Hans Peter Feddersen 1933
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- 1935 die letzten datierten Bilder entstehen.
- 1937 wegen der Studie "Feurige Luft", die sich noch heute im Besitz der Kunsthalle Kiel befindet, soll HPF als "entartet" eingestuft werden; Professor Arthur Haseloff, der damalige Direktor der Kunsthalle, protestiert erfolgreich.
- 1938 an der Feier anläßlich des 90. Geburtstages des Malers im Kleiseerkoog nahmen unter anderem teil Professor Haseloff, Dr. Lilli Martius, der Maler O.H. Engel und der Bildhauer Weddig.
- 1939 Die Goethe-Medaille wird HPF verliehen. Einzelausstellungen im Hamburger Kunstverein in der Kunsthalle (Januar/Februar). 100 Werke werden dort gezeigt. - Ausstellung im Nissenhaus Husum.
- 1941 am 13. Dezember stirbt HPF auf seinem Hof im Kleisseerkoog.
- 1943 Nachlaßausstellung im Städtischen Museum Flensburg; das Ausstellungsverzeichnis enthält 527 Werke.
- 1948 zum 100. Geburtstag finden Gedächtnisausstellungen im Nissenhaus in Husum und in Niebüll statt.
- 1958 zum 110. Geburtstag des Malers wird eine Ausstellung in Niebüll veranstaltet.
- 1966 Das Buch von Lilli Martius erscheint mit dem Werkverzeichnis von Ethe und Hans-Jürgen Stubbe.
- 1979 Retrospektive Hans Peter Feddersen in der Kunsthalle zu Kiel zur Kieler Woche 1979.