Einführung

Elfriede Eggebrecht (geb. Voß) war ein musischer Mensch, den schönen Künsten - Kunsterziehung und Musik - aufgeschlossen. Schon in ihrer Jugend hat sie das Thema “Das Wesen der modernen Kunst, dargestellt an Landschaftsbildern schleswig-holsteinischer Maler” gewählt, wurde 1930 Mitglied des Bach-Chores und gründete später mit Freunden den Schütz-Kreis, ein Kreis von gleichgesinnten jungen Leuten, die sich zum Singen von alter und neuer Musik trafen.

Ab 1933 studierte sie Kunsterziehung und Musik für das höhere Lehramt. 1938 bestand sie die künstlerischre Prüfung in Berlin und 1939 die Erweiterungsprüfung für das Nebenfach Mathematik in Kiel. Ihr weiteres Studium für die pädagogische Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen wurde unterbrochen durch den Krieg und zwei Heiraten (1940 mit dem Biologen Gregor von Bochmann, der 1942 in Russland fiel, und 1943 mit dem Studienrat Werner Eggebrecht, der 1944 im Kurland fiel). Zu der Zeit wohnte sie zumeist mit ihren zwei Kindern, Gregor von Bochmann und Renate Eggebrecht, bei ihren Eltern in deren Dienstwohnung in Selent. Sie konnte aber dort nach dem Krieg nicht bleiben, da das Haus mit Flüchtlingen aus dem Osten besetzt wurde. Nach einigen Behelfswohnungen zog sie 1950 schließlich in das Buchenhaus (am Kellersee bei Eutin), das der Familie Eggebrecht gehörte (und auch von Flüchtlingen überfüllt war).

Während dieser ganzen Zeit malte Elfriede viele Aquarelle und Radierungen im naturalistischen Stil, von denen auch viele gegen Essbares verkauft wurden.

Sie wurde 1950 Studienreferendarin am Voss-Gymnasium in Eutin, wo sie ihre pädagogische Prüfung vorbereitete, die sie Ende 1952 bestand. Dazu hat sie eine Arbeit über “Unser Schattenspiel - Die Vogelhochzeit - Eine Gemeinschaftsarbeit der Quinta als Beispiel einer Zusammenarbeit von Musik- und Kunstunterricht” vorgestellt. Diese Arbeit zeigt sehr deutlich den musischen Ansatz, den Elfriede verwirklichen wollte, denn in dieser Zusammenarbeit wurden verschiedene künstlerische Aktivitäten realisiert, die alle für die Aufführung des Schattenspiels wichtig waren: Das Bauen der Bühne aus Holz - die Herstellung der Schattenspielpuppen - das Einüben zum Spielen der Vogelhochzeit - und das Einüben von Musik auf Blockflöten und Orff-Instrumenten.

Da das Wohnen im Buchenhaus zu Konflikten mit der Eggebrecht-Familie führte, entschloss sich Elfriede etwa 1953, ein eigenes Haus zu bauen. Das war eine Gelegenheit für sie, sich ein Heim zu bauen, das groß genug war, um dort musische Musikwochen zu organisieren. Nach ihren eigenen Plänen hatte das Haus ein sehr großes Musikzimmer zum geselligen Chorsingen oder Musizieren und genügend Schlafgelegenheiten unter dem Dach und im Keller, sodass die Teilnehmer an einer Musikwoche unter einem Dach wohnen konnten. Das Haus wurde 1955 fertig und wurde die Heimat ihrer heranwachsenden Kinder.

Da Elfriede nach ihrem Studienabschluss keine feste Anstellung in Eutin fand und sie nicht in eine andere Stadt umziehen wollte, hatte sie sich damals entschlossen, ihren Beamtenstatus aufzugeben und ihren finanziellen Unterhalt mit Blockflötenunterricht zu bestreiten.

Die Zeit bis etwa 1970 war ausgefüllt mit Blockflötenunterricht, Musikwochen und viel Arbeit im großen Garten.

Dann kam für Elfriede eine Krisenzeit. Die Tochter Renate hatte an der Lübecker Musikakademie Violine studiert. Sie heiratete 1968 und zog nach Berlin und später nach München. Der Sohn Gregor hatte Physik studiert und zog am Ende desselben Jahres nach Kanada. Das Leben wurde einsam für Elfriede. Sie entschloss sich dann, das Haus zu verkaufen und eine Wohnung in einem nah gelegenen Altersheim zu mieten. Einige Jahre später zog sie dann zu ihrer Tochter in München, wo sie 2011, nach vielen Jahren, starb.

In der Zeit nach etwa 1968 fand Elfriede wieder zurück zur Malerei - aber es war wie ein erneutes Studium. Als sie 1933 ihr Studium an der Akademie zu Berlin antrat, war sie sehr enttäuscht, dass die Professoren der modernen Kunst (z.B. des Bauhauses) von Hitler entlassen wurden. Sie hat also in Berlin die moderne Kunst nicht kennenlernen können. Um 1970, als sie wieder Zeit hatte, sich für Malerei zu interessieren, hat sie das nachgeholt. Sie hat viele Bücher über moderne Kunst gelesen und einige Anleitungen gefunden. Vor allem hat sie viel experimentiert mit verschiedenen Techniken, Stilen und Schemata, wobei der Ausdruck der Farben immer sehr wichtig war.

Elfriede Eggebrecht hat viel beigetragen, um der Musik und der bildenden Kunst in unserem Leben eine Bedeutung zu geben. Dieser Internetauftritt befasst sich hauptsächlich mit ihrem Beitrag zur bildenden Kunst. Es handelt sich also um zwei Schaffensperioden: (1) Naturalistische Aquarelle und Radierungen aus der Zeit zwischen 1933 und 1950, und (2) experimentelle moderne Kunst aus der Zeit von 1968 bis 2000.